Förderprogramme und Finanzierungsmöglichkeiten bilden das Rückgrat der Sicherheitsforschung, vom EU-Rahmen bis zu nationalen Initiativen und Stiftungen. Ein strukturierter Überblick über Ziele, Förderlogiken, Antragsprozesse und Bewertungskriterien erleichtert die Planung und zeigt Wege zu Ressourcen, Kooperationen und Forschungsinfrastruktur.
EU-Förderlinien im Überblick
Auf EU-Ebene bündeln mehrere Förderlinien Forschung, Exhibition und Einführung sicherheitsrelevanter Lösungen – von Resilienz und Krisenmanagement über Cybersecurity bis zum Schutz kritischer Infrastrukturen. Im Fokus stehen zivile Anwendungen mit klarem EU-Mehrwert, interoperablen Architekturen und nachvollziehbaren Verwertungspfaden.Neben klassischen Forschungsverbünden fördern bestimmte Linien auch Kapazitätsaufbau, Pilotierungen und grenzüberschreitende infrastrukturen.
- Horizon Europe – Cluster 3 (Civil Security for Society): Forschung und innovation zu Katastrophenvorsorge, Strafverfolgung, Cybersicherheit und Resilienz; RIA/IA/CSA mit starker Endnutzer-Einbindung.
- Digital europe Program (DEP): Aufbau europäischer Kapazitäten (u. a. Cybersecurity-Kompetenzzentren, Datenräume, Testumgebungen) und großskalige Deployments.
- Connecting Europe Facility – Digital (CEF2) Cybersecurity: Stärkung grenzüberschreitender Dienste und SOC-Netzwerke, gemeinsame Diensteplattformen und sichere Core-Infrastrukturen.
- Internal Security Fund (ISF): Projekte zur operativen zusammenarbeit, Kriminalitätsbekämpfung und Prävention; oft praxis- und beschaffungsnah.
- European Defence Fund (EDF): Verteidigungsbezogene F&E mit technologischen Synergien zur zivilen Sicherheitsforschung; fördert kollaborative, missionsnahe vorhaben.
- Fonds für integriertes Grenzmanagement (BMVI): Maßnahmen zu Grenzüberwachung, Interoperabilität von Systemen und Visumpolitik; Implementierung und Modernisierung.
Bewertungskriterien umfassen wissenschaftlich-technische Exzellenz,Wirkung (Impact) und Qualität der Umsetzung; inhaltlich zählen EU-Mehrwert,Interoperabilität/Standardisierung,Datenschutz und Ethik by design sowie Einbindung von Bedarfsträgern. Typische Pfade kombinieren Grundlagen- und angewandte Forschung mit anschließender skalierung: Validierung in Horizon Europe, Kapazitätsaufbau via DEP, grenzüberschreitende Infrastrukturen über CEF2, operative Einführung durch ISF bzw.BMVI; verteidigungsnahe Technologien werden im EDF weitergeführt. Förderquoten und Konsortialgrößen variieren je Instrument, bleiben jedoch planbar über die jeweiligen Arbeitsprogramme und Leitfäden.
| Programm | Schwerpunkt | Förderquote (indikativ) | typisches Format |
| Horizon Europe C3 | Forschung & Demonstration (zivil) | bis 100% je nach Maßnahme | RIA/IA/CSA, 6-15 Partner |
| DEP | Kapazitätsaufbau, Deployment | ca. 50-100% | Piloten, Plattformen |
| CEF2 Cyber | Grenzüberschreitende Infrastrukturen | ca. 50-75% | Infrastrukturprojekte |
| ISF | Operative Sicherheit & Prävention | ca. 75% | Umsetzung, Beschaffung |
| EDF | Verteidigungs-F&E | bis 100% (Forschung), darunter bei Entwicklung | Kollaborative F&E |
| BMVI | Grenzmanagement & Interoperabilität | ca.75-90% | Implementierung |
Nationale Programme fokussiert
Auf Bundesebene bündeln mehrere Ressorts gezielt Mittel, um sicherheitsrelevante Forschung von der Idee bis zur Anwendung zu tragen. Im Mittelpunkt stehen verbünde aus Wissenschaft, wirtschaft und Behörden, die praxisnahe Lösungen für kritische Infrastrukturen, urbane Räume und den cyberraum entwickeln. Typisch sind mehrstufige Verfahren mit Skizze, Vollantrag und Tests in reallaboren; bewertet werden technologische Reife, gesellschaftlicher Nutzen, Transferpfad und Normungsbezug. Relevante Linien und Profile:
- BMBF – Forschung für die Zivile Sicherheit: Schutz kritischer Infrastrukturen, Resilienz, CBRN, forensische Methoden, KI-gestützte Lagebilder.
- KMU-innovativ: Zivile sicherheit: schlanke Antragswege, starke Verwertungsorientierung, Fokus auf mittelstandsnahe Lösungen.
- BMWK – ZIM: marktorientierte Entwicklungsprojekte von Sensorik über Verschlüsselung bis Robotik; Einzel- und Kooperationsprojekte.
- BMI/BSI – Cybersicherheit: anwendungsnahe Forschung zu Kryptographie, Härtung von Open Source, Zertifizierung und Standards.
- BMDV – mFUND: datenbasierte Sicherheit in Mobilität und Logistik, offene Daten und Schnittstellen als Förderprinzip.
- dtec.bw: dual-use-fähige Technologien, Resilienz und Autonomie in sicherheitsrelevanten Domänen, hochschulnahe Verbünde.
Kerndaten in der Übersicht:
| Programm | Träger | Fokus | Förderquote | Volumen | Besonderheit |
|---|---|---|---|---|---|
| Zivile Sicherheit | BMBF | KRITIS, Resilienz, CBRN | abhängig von Partnern | mehrjährige Verbünde | Reallabore, Behördenbeteiligung |
| KMU-innovativ | BMBF | KMU-nahe Lösungen | attraktiv für KMU | klein-mittel | schnelle Skizzenprüfung |
| ZIM | BMWK | Marktorientierte Sicherheit | unternehmensabhängig | Einzel/Koop. | laufende Einreichung |
| Cybersicherheit | BMI/BSI | Krypto, Zertifizierung | projektabhängig | Pilot bis Demo | Standardisierung im Fokus |
| mFUND | BMDV | Datenbasierte Sicherheit | stufenabhängig | Stufen A-C | Open-Data-Prinzip |
| dtec.bw | BMVg/UniBw | Dual-use, Autonomie | projektabhängig | Hochschulverbünde | Transfer in Einsatzpraxis |
- Querschnittskriterien: Datenschutz by Design, Ethik & Recht, Interoperabilität/Standards, evidenzbasierte Evaluation, klarer Verwertungsplan.
- Typische TRL: von konzeptionell (TRL 3-4) bis demonstratornah (TRL 6-7),je nach Linie.
Konsortien und Rollen planen
Eine belastbare Partnerschaft entsteht durch klare Governance,nachweisbare Endnutzerbeteiligung und eine fachlich wie geografisch ausgewogene Aufstellung. Entscheidend sind ein gemeinsames Zielbild,abgestimmte TRLs und ein konsistenter anwendungsrahmen (z.B. Katastrophenschutz, Cyberabwehr, Resilienz kritischer Infrastrukturen). Zugleich sind compliance (Ethik, Datenschutz, exportkontrolle), Risikomanagement und ein transparenter Entscheidungsprozess festzulegen. Sinnvoll ist die Verankerung von Piloten mit realen Daten- und einsatzlagen sowie die frühe definition von Verwertungswegen und Standardisierungsanschlüssen.
- Koordination: Gesamtsteuerung, Förderrichtlinien, Berichtswesen, Konsortialvertrag.
- Endnutzer (BOS/LEAs): Bedarfe,Szenarien,Feldtests,Akzeptanzkriterien.
- KMU & Industrie: Komponenten, Integration, Go‑to‑Market, Skalierung.
- Wissenschaft/Institute: methoden, Validierung, Evidenz, TRL‑Hebung.
- Testbed/Operator: Reallabore,Sicherheitsauflagen,Betriebsprozesse.
- Recht & Ethik: GDPR, Einwilligungen, Ethikvoten, Dual‑Use‑Prüfung.
- Standardisierung: Normbezug, SDO‑Brücken, Konformitätstests.
Rollen, Schnittstellen und budgets folgen einem klaren RACI‑Prinzip mit zugewiesenen KPIs, Meilensteinen und Deliverables pro Arbeitspaket. Ein abgestimmter Datenmanagementplan, Regeln zu Sicherheitseinstufungen, IP‑Regeln (Foreground/Background), ein Verwertungs- und Disseminationsplan sowie Co‑Funding‑Mechanismen (z. B. Eigenanteile, in‑kind) erhöhen die Förderfähigkeit. Budgetlogik und Personaleinsatz sollten proportional zum Risiko, zum Technologiereifegrad und zum Impact in den Piloten gestaltet sein.
| Rolle | Kurzaufgabe | Förderbezug |
|---|---|---|
| Projektkoordination | Steuerung, Reporting | Compliance, Förderabrufe |
| WP‑Leitung | Deliverables, KPIs | Meilensteine, Qualität |
| Ethik-/DS‑Beauftragte | GDPR, Ethikvotum | Förderfähigkeit sichern |
| IP-/Exploitation | IPR, Lizenzmodelle | Impact, Verwertung |
| Security Officer | Schutzbedarf, Zugänge | Klassifizierung, Export |
Matching-Funds gezielt nutzen
Ko-Finanzierungen entfalten größte Wirkung, wenn öffentliche Programme, Industriebeiträge und in-kind-Leistungen komplementär geplant werden. Eine belastbare Finanzierungsarchitektur ordnet Aufgaben, Kostenarten und Schutzrechte so, dass keine Doppelförderung entsteht und Berichtspflichten harmonisiert werden. Dafür eignet sich eine Funding-Matrix, die jedem Arbeitspaket klare Quellen, Quoten und zulässige Ausgaben zuweist. Gleichzeitig erhöht eine früh vereinbarte IP- und Datenzugangsregel die Anschlussfähigkeit für Transfer und Skalierung.
- Strategischer Mix: Förderlinien nach Stärken koppeln (z. B. Personal vs. Infrastruktur) und Lücken mit Industrie-Cash schließen.
- Kostenkategorien trennen: Eindeutige Zuordnung von personal, geräten, Subverträgen und Reisekosten verhindert Doppelförderung.
- Meilensteine synchronisieren: Auszahlungen und Reviews zeitlich ausrichten, um Vorfinanzierungsbedarf zu dämpfen.
- In-kind bewerten: rechenzeit, Reallabore, Datenzugang und Mentoring mit marktüblichen Sätzen dokumentieren.
- Governance & Audit-Trail: Verantwortlichkeiten, Compliance-Checks und revisionssichere Nachweise festlegen.
Transparente Quoten und Fristen erleichtern die Planung von Cashflow und Vorfinanzierung, besonders bei zeitlich versetzten Auszahlungen. Die folgende Übersicht skizziert gängige Spannen für Sicherheitsforschung; konkrete Werte variieren je Call,Region und Akteursgruppe.
| Programmtyp | Kofinanzierungsrahmen | Hinweis |
|---|---|---|
| EFRE/ERDF – Sicherheitscalls | 15-50% Eigenanteil | Regional geregelt; Infrastruktur- und Testbed-fokussiert |
| Nationale Programme (BMBF/BMI) | 0-50% | Hochschulen oft höher gefördert; Unternehmen mit Eigenanteil |
| Reallabore (Land/Kommune) | 10-30% | Betriebskosten begrenzt; starke Praxisnähe |
| Industrie-Ko-Finanzierung | 20-60% | Cash und in-kind kombinierbar; Zugang zu Daten/Testfeldern |
| Stiftungen | 10-40% | Brücken- und Ergänzungsmittel; thematisch fokussiert |
Antragstellung: Praxistipps
Erfolg beginnt mit Passgenauigkeit: Entscheidend ist die saubere Ausrichtung auf den konkreten Förderaufruf, inklusive Problem-Nutzen-Hypothese, klar abgegrenzter Use Cases und einer nachvollziehbaren TRL-Entwicklung. Ein schlüssiges Konsortium verteilt Rollen transparent (Wissenschaft, Industrie, KMU, behörden), regelt IP– und Publikationsrechte frühzeitig und adressiert Ethik, Datenschutz sowie eventuell relevante Exportkontrollen. Überzeugend wirken Beiträge zu Standardisierung und Open Science/FAIR Data, ebenso wie „Security & Privacy by Design” und konkrete pläne zur Verwertung.Ein konsistentes Narrativ von Herausforderung über Methodik bis wirkung stärkt die Begutachtung und vermeidet Brüche zwischen abstract,Arbeitsplan und Budget.
- Calls sauber spiegeln: Keywords und Bewertungskriterien im Antrag wörtlich aufgreifen.
- Wirkungslogik mit messbaren Indikatoren (kpis, TRL, Adoptionsquoten) darstellen.
- Risiko-Management mit Alternativpfaden und klaren Go/No-Go-Punkten benennen.
- Ethik- und Rechtskonformität über data Management Plan, DPIA, Governance-Kreise absichern.
- Stakeholder-Einbindung durch Letters of Intent, Testbeds und Living Labs belegen.
- Standardisierung/Normung als eigener Arbeitspaket-Output mit Roadmap definieren.
- Visualisieren mittels Roadmaps,Gantt,Architektur- und Datenflussdiagrammen.
Planbarkeit schlägt Perfektion: Realistische Meilensteine, ein belastbarer Ressourcen- und Cashflow-Plan sowie auditfeste Kostenlogik sind zentral. personalkategorien, Tagessätze und In-Kind-Beiträge müssen nachvollziehbar hergeleitet, Overheads korrekt angesetzt und Investitionen förderrechtlich zulässig sein. Dissemination und Exploitation sollten budgetiert sein (z. B.Piloten, Standardisierung, Zertifizierung). Ein knapper nachhaltigkeitsplan skizziert Wartung, Skalierung und Markteinführung über die Projektlaufzeit hinaus.
| Budgetposten | Richtwert | Hinweis |
|---|---|---|
| Personal | 60-70 % | FTE, Rollen, stundensätze belegen |
| Subunternehmer | 5-15 % | leistungen klar abgrenzen, Vergabe begründen |
| Ausstattung | 10-20 % | Nutzungsdauer, Abschreibung, Förderfähigkeit prüfen |
| Reisen/Events | 3-7 % | Zweckbindung: Pilots, Standards, Dissemination |
| Overhead | pauschal | Programmregel (z. B. 25 %) anwenden |